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Wirtschaft & Verbraucher

"Wir wollen kein Roulette spielen"

Die Stadtwerke kalkulieren Risiken fein ab 

Kein Tag, beinahe keine Stunde ohne neue Nachrichten vom Energiemarkt. Die Stadtwerke Lippstadt reihen sich noch vor der Bekanntgabe der neuen Strom- und Gastarife am morgigen Donnerstag, 3. November 2022, abermals ein in den Kreis der Aussender.

 

Grund ist der in meinungsbildenden Medien in Großauflage verbreitete Vorwurf, Energieversorger scheffelten riesige Summen dank drastisch gesunkener Energiepreise. Doch das, so Stadtwerke-Chef Siegfried Müller, sei nichts weiter als eine Verdrehung von Fakten und eine unzulässige Verkürzung der Zusammenhänge.

 

Eine beispiellose Achterbahnfahrt hält alle in Atem

Richtig dagegen ist aus Sicht des Energieexperten: Spitzenpreise an den Börsen bringen nicht nur Normalverbraucher ins Schwitzen, auch die Einkäufer bei den Versorgern von Strom und Gas erleben seit Monaten eine beispiellose Achterbahnfahrt auf ihren Computerbildschirmen.

 

Wann sollen sie sich mit wie viel Energie zu welchem Preis eindecken, um die künftige Versorgung ihrer Kundschaft sicherzustellen? Je teurer die wertvolle Energie, je größer ist das Risiko. Ein Fehlkauf kann schnell in die Millionen gehen – auf der Sollseite.

 

Nach den in den Himmel wachsenden Einkaufspreisen, bröckelten die Kurse in den letzten Tagen weiter und weiter ab, so die Stadftwerke Lippstadt in einer aktuellen Stellungnahme. Statt Gewinne anzuhäufen, musste und muss mancher Versorger viel Geld drauflegen.

 

Volle Speicher und ein sommerlicher Herbst lassen Preise sinken

Für den drastischen Wechsel an den Handelsplätzen sorgt nach Darstellung des Stadtwerke-Geschäftsführers ein Dreiklang aus fast randvollen Gasspeichern, einer außergewöhnlichen Wetterlage mit sommerlichen Temperaturen und vor Anker liegenden Flüssiggas-Frachtern, die nicht abgefertigt werden müssen.

 

Obendrein stelle sich die Industrie bivalent auf und nutze für ihre Bedürfnisse auch Öl. Dieser Überhang beim Gas löst laut Müller „ganz normale Marktbedingungen“ aus. Doch nicht für jeden wird ein „Schnapper“ daraus.

 

Die Stadtwerke beschaffen ihr Gas über den Terminmarkt

So beruht die Beschaffungsstrategie der heimischen Stadtwerke überwiegend nicht auf kurzfristigen Deals am sogenannten Spotmarkt, der auf die besondere Angebots- und Nachfragelage mit Hochgeschwindigkeit reagiert, sondern wird über den Terminmarkt abgebildet.

 

„Wir kaufen übers Jahr vorher in verschiedenen Teilprodukten ein geschätztes Verkaufsvolumen für das nächste Jahr“, erklärt Müller das eher auf Risikominimierung ausgelegte Handlungsmuster seiner Einkaufsabteilung. Handelspartner der Lippstädter sind bekannte Unternehmen wie Wingas (Sefe), VNG oder Uniper.

 

"Wir kennen vor dem 1. Januar den Beschaffungspreis"

„Damit“, erläutert der Geschäftsführer weiter, „kennen die Stadtwerke schon vor dem 1. Januar des jeweiligen Lieferjahres den Beschaffungspreis. Dieser Preis geht in die Kalkulation des nächsten Jahres ein.“

 

Zu einem geringeren Teil agiert das Unternehmen auch auf dem Spotmarkt, über den Liefermengen für den nächsten Werktag bereitgestellt werden. „Unterjährige Restmengen werden über den Spotmarkt gekauft“, macht der Energiekenner das Vorgehen des Lippstädter Versorgers transparent.

 

Der Spotmarkt biete wegen seiner aktuellen Kurse die Chance zu günstigen Einkäufen, könne sich plötzlich aber auch ins Gegenteil drehen und den Versorger in eine ernste Bredouille bringen. „Wir wollen kein Roulette spielen“, betont Müller.

 

Die Preistafel für den nächste Jahr wird bald öffentlich

Auch ein Datum ist hier von Bedeutung. Spätestens sechs Wochen vor Quartalsende etwa am 31. Dezember muss das Stadtwerk wie alle anderen Energieversorger auch etwaige Änderungen für das Folgejahr in der Preistafel bekanntmachen.

 

Wer sich dann noch nicht komplett eingedeckt hat, kann auf den letzten Metern des Jahres eine böse Überraschung erleben. „Das wollen wir vermeiden“, unterstreicht der Stadtwerke-Chef. Weil der Terminmarkt wieder zurückgekommen ist, werden jetzt die letzten Blöcke für das nächste Jahr gekauft.

 

„Auch der Bäcker musss seine Einkaufspreise kennen. Sonst kann er keine Brötchen verkaufen. Das Risiko wäre viel zu hoch“, liegt für Müller ein wohlkalkuliertes Handeln auf der Hand.


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