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Wirtschaft & Verbraucher

"Die Preise ziehen kräftig an"

Stadtwerke-Geschäftsführer Siegfried Müller (l.) und Aufsichtsratsvorsitzender Peter Cosack stellten die neuen Strom- und Gastarife für 2023 vor. Foto: Stadtwerke Lippstadt/Uwe Häger

Die Stadtwerke Lippstadt haben ihre Preisgestaltung für Strom, Gas und Wasser immer auch als Standortpolitik verstanden. „Dabei bleibt es, selbst in turbulenten Zeiten mit heftigen Kursausschlägen an den Börsen“, schickte Geschäftsführer Siegfried Müller der jüngsten Pressemitteilung voran, die er seinen Kunden gern erspart hätte.

 

Die neuen Tarife gelten ab 1. Januar 2023

Doch die explodierenden Strom- und Gaspreise an den zentralen Handelsplätzen lassen dem Versorger keine andere Wahl: „Die Preise ziehen kräftig an“, betonte der Energieexperte am Donnerstagnachmittag bei der Vorstellung der neuen Tarifpreise für Strom und Gas, die ab dem 1. Januar 2023 gelten werden.

 

Gleichwohl sieht sich das kommunale Unternehmen im Vergleich mit anderen Marktteilnehmern in der Region gut aufgestellt. Dennoch: „Es geht steil nach oben“, so Müller. Beim Strom geht’s um fast 65 Prozent rauf, beim Gas wird mehr als das Doppelte verlangt. Allein die Gasbeschaffung und der Vertrieb kosten über 153 Prozent mehr.

 

Gut 15 Cent mehr je Kilowattstunde Strom

Im Einzelnen: Der Grundversorgungstarif für Strom beträgt ab Januar des nächsten Jahres 39,692 Cent (brutto) je Kilowattstunde, also einschließlich Mehrwertsteuer. Das entspricht einer Abweichung von 15,524 Cent gegenüber dem aktuellen Tarif. Zum 1. Juli waren die Verbraucher von den Abgaben nach dem Erneuerbaren Energien Gesetz befreit worden.

 

Der Grundpreis liegt künftig bei 157,08 Euro

Das machte Strom brutto um 4,43 Cent pro Kilowattstunde günstiger. Gegenwärtig verlangt der Versorger 24,169 Cent je Kilowattstunde (brutto). Ebenfalls angehoben werden die Grundpreise für den Verkauf. Sie steigen von 133,28 Euro auf 157,08 Euro (brutto) pro Jahr.

 

Ursache dieser Tarifanpassungen sind deutlich höhere Beschaffungs- und Vertriebskosten sowie stark steigende Netzentgelte. Schon die Beschaffung und der Vertrieb verteuern sich um fast 12 Cent pro Kilowattstunde auf 22,5 Cent - eine unmittelbare Folge der Preissprünge an den Energiemärkten.

 

„Die Summe aus Kosten, Abgaben, Umlagen, Steuern und der Netznutzung nimmt um über 13 Cent auf 33,4 Cent zu“, bezifferte der Geschäftsführer den preisbestimmenden Anteil dieses Ausgabenblocks. 

 

Zertifizierter Öko-Strom wird einen Cent teurer

Für zertifizierten Öko-Strom verlangt der Versorger einen Cent mehr. Regionalstrom werden die Stadtwerke Lippstadt ab dem kommenden Jahr nicht mehr bewerben.

 

Treue Kundschaft soll zwar weiter mit einem günstigeren Angebot versorgt werden, weiteren Interessenten für diesen Vertriebsweg möchte sich das Unternehmen aber nicht mehr öffnen, kündigte Müller an.

 

Gas-Beschaffungs- und -Vertriebskosten haben sich verdreifacht

Noch markanter sehen die Preisausschläge für Gas aus. Die Stadtwerke heben den Arbeitspreis bei einem Verbrauch ab 10.000 Kilowattstunden von zurzeit 8,944 Cent pro Kilowattstunde auf 18,492 Cent an, das entspricht einer Zunahme um 9,548 Cent oder 107 Prozent.

 

„Das ist viel, damit können wir uns aber immer noch sehr gut sehen lassen“, ordnete Müller die Tarifsteigerung ein. Wesentlicher Grund für die Preisanpassung sind auch hier hohen Beschaffungs- und Vertriebskosten. Für Beschaffung und Vertrieb von Gas geben die Stadtwerke in diesem Jahr 5,735 Cent für jede Kilowattstunde aus, dieser Aufwand wird 2023 auf 14,5 Cent klettern und damit fast dreimal so hoch ausfallen.

 

Die Kilowattstunde Gas kostet ab Januar 17,3 Cent

„Das können wir nicht einfach wegdrücken“, so Müller. Beschaffung, Steuern, Umlagen und Abgaben addiert, kommen 17,3 Cent pro Kilowattstunde zusammen, rechnete der Geschäftsführer vor. Nicht angehoben werden die Grundpreise für den Verkauf. Sie werden unverändert brutto 160,50 Euro pro Jahr betragen.

 

Ein Vier-Personen-Haushalt zahlt rund 2554 Euro mehr

Was bedeuten die angekündigten Preisanpassungen für das Portemonnaie eines Durchschnittshaushaltes?

 

Ein Vier-Personen-Haushalt mit einem Stromverbrauch von 4.000 Kilowattstunden (kWh) und einem Gasverbrauch von 20.000 kWh im Jahr wird für Strom - mit Umsatzsteuer - 644,74 Euro mehr zahlen müssen, für Gas sind es nach Berechnung der Stadtwerke 1.909,52 Euro. Das macht zusammen 2.554,26 Euro.

 

Tarif liegt unter der diskutierten Strompreisbremse

„Die Steigerungen sind erheblich und werden für die Verbraucher spürbar sein. Wir freuen uns aber darüber, dass wir mit unserem Stromtarif knapp, aber dennoch unterhalb der in Berlin diskutierten Strompreisbremse von 40 Cent je Kilowattstunde liegen“, ordnete der Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke, Peter Cosack, die vom Aufsichtsrat gebilligten Tarifvorschläge der Geschäftsführung ein.

 

Stadtwerke geben beschlossene Entlastungen weiter

Zu verdanken sei das einem vorausschauenden Einkauf des Versorgers. Doch über die angedachten gesetzlichen Regelungen zur Senkung der Energiepreise ist nicht das letzte Wort gesprochen, über das Wie und Wann wird in Berlin noch gerungen.

 

Der Aufsichtsratschef versicherte aber nachdrücklich, dass alle beschlossenen Entlastungen der Bundesregierung 1:1 vom örtlichen Versorger umgesetzt und weitergegeben werden.

 

"Preise aus der alten Welt wird es nicht mehr geben"

Die neu aufgebaute Versorgung mit Gas aus anderen Ländern oder per Schiff sei erheblich teurer, so Stadtwerkechef Müller. „Preise aus der alten Welt wird es nicht mehr geben“, war sich der Energieexperte sicher.

 

Das gehöre zur Ehrlichkeit in der Energiediskussion hinzu und müsse auch in aller Deutlichkeit gesagt werden, sprach Müller Klartext.


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